In einer Studie der Stadt Göteborg wurde die Frage untersucht, wie automatisierte Mobilitätsdienste den innerstädtischen Verkehr beeinflussen. Mithilfe einer Verkehrsmodellierungssoftware wurden dafür verschiedene Szenarien mit unterschiedlichen Anteilen an automatisierten und nicht automatisierten Fahrzeugen und öffentlichen Verkehrsmitteln simuliert.
Die automatisierten Fahrdienste wurden hierbei in Ridesharing und Carsharing unterteilt. Unter Ride-Sharing versteht man die Nutzung eines Fahrzeugs durch mehrere Fahrgäste, die sich alle auf einer ähnlichen Strecke bewegen. Dabei ermöglicht eine optimierte Route den Fahrgästen, ihre Fahrten zu kombinieren. Beim Carsharing werden die Fahrten nicht mit anderen Fahrgästen kombiniert. Hier ist man der einzige Fahrgast und wird ohne Umwege zum Ziel navigiert.
Ziel der Studie war es, die möglichen Auswirkungen verschiedener Verkehrsszenarien zu untersuchen, um daraus Chancen und Risiken bzw. Potenziale und Gefahren ableiten zu können. Daraus sollen sinnvolle Schritte für die Einführung und Steuerung von automatisierten Verkehrsdiensten abgeleitet werden.
Die Ergebnisse im Überblick:
- Ausgehend von der derzeitigen Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und privater Fahrzeuge wurde ein Szenario untersucht, bei dem 33 % der privaten Autofahrten durch automatisierte Mitfahrdienste ersetzt würden. Dies würde die Anzahl der Fahrzeuge auf den Straßen um 12 %, die Verkehrsdichte jedoch nur um ein Prozent reduzieren.
- In einem zweiten Schritt wurde ein Szenario untersucht, in dem es neben dem öffentlichen Verkehr keine privaten Autos mehr gibt, sondern nur noch Mitfahrgelegenheiten. Die Zahl der Fahrzeuge könnte so um um 38 %, reduziert werden. Die Verkehrsdichte sinkt jedoch nur um 6 %.
- Im dritten Szenario werden die Auswirkungen des Ersatzes aller privaten Pkw durch automatisierte Carsharing-Dienste, d. h. Robotertaxis, untersucht. Der Anteil der Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel bleibt derselbe wie in der Ausgangssituation. Der Anteil der Fahrzeuge würde sich dann um 33 % verringern. Die Verkehrsdichte würde jedoch um 5 % zunehmen.
- Das vierte untersuchte Szenario geht davon aus, dass sowohl der öffentliche als auch der private Verkehr vollständig abgeschafft werden und das einzige Verkehrsangebot aus Mitfahrdiensten besteht. Die Anzahl der Fahrzeuge könnte der Simulation zufolge um 28 % reduziert werden, aber die Verkehrsdichte auf dem bestehenden Straßennetz würde um 16 % zunehmen.
- Ähnlich wie beim vorherigen Szenario werden die bestehenden Dienste abgeschafft und das einzige Verkehrsangebot wird durch automatisierte Carsharing-Dienste bereitgestellt. Die Zahl der Fahrzeuge könnte dadurch immer noch um 14 % reduziert werden, das Verkehrsaufkommen und die Verkehrsdichte würden jedoch um 36 % zunehmen.
Unsere Studie zeigt deutlich, dass autonome Fahrzeuge einen großen Einfluss auf das Verkehrssystem haben werden. Richtig eingesetzt können sie wirtschaftliche, ökologische und soziale Vorteile bringen. Es gilt, das Verständnis dafür durch Simulationen und Testfelder zu erweitern und den Blick der öffentlichen Meinung besser zu verstehen
Lennart Persson, Leiter von Trivector Göteburg
Die beteiligten Projektpartner weisen darauf hin, wie wichtig es ist, die neuen Formen der Mobilität zu verstehen, um mögliche negative Auswirkungen von vornherein zu berücksichtigen und minimieren bzw. abwenden zu können. Ziel aller neuen Mobilitätsformen und -angeboten sollte schließlich ein nachhaltiges Mobilitätsökosystem sein.
Die Original-Veröffentlichung in schwedischer Sprache finden Sie hier: https://www.drivesweden.net/sites/default/files/content/bilder/slutrapport_eldsjal_k8.pdf
Quellen:
PTV Group. 2022. „Simulations-Studie untersucht Auswirkungen von autonomen Mobilitätsdiensten auf den öffentlichen Verkehr in Göteborg“. Abgerufen 3. Mai 2022 (https://company.ptvgroup.com/de/ressourcen/newsroom/latest-news/simulations-studie-untersucht-auswirkungen-von-autonomen-mobilitaetsdiensten-auf-den-oeffentlichen-verkehr-in-goeteborg).
Trafikkontoret Göteborgs Stad. 2022. „Eldsjäl – Elektriska delade självkörande fordon i det framtida fossiloberoende transportsystemet“.