Die Entwicklungsgeschwindigkeit im Bereich des automatisierten Fahrens nimmt stetig zu. Mehr und mehr Kommunen und Verkehrsbetriebe testen beispielsweise bereits automatisierte Shuttlebusse in teils komplexen, innerstädtischen Umgebungen. Der daraus resultierende Erfahrungsschatz wird zunehmend größer und liefert wertvolle Erkenntnisse über die Einsatzmöglichkeiten weiterer automatisierter Mobilitätslösungen. Im Folgenden werden ausgewählte Angebotsformen der automatisierten Personenbeförderung kurz vorgestellt:
Automatisierte Mini- und Shuttlebusse
Die inzwischen am weitesten verbreitete und erprobte Angebotsform automatisierter Personenbeförderung ist der automatisierte Klein- bzw. Shuttlebus. Wurden erste Umsetzungsversuche noch auf abgesperrten Betriebs- oder Campusgeländen durchgeführt, laufen heute bereits eine Vielzahl von Projekten im öffentlichen Straßenverkehr. Hierbei spricht man von der Anwendung im sogenannten Mischverkehr und unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Bedienungsformen:
- Der Linienbetrieb folgt dem Schema des klassischen ÖPNV: Feststehende Haltepunkte werden nach einem geregeltem Fahrplan, an dem sich die Kunden für den Zu- und Ausstieg orientieren können (bzw. müssen), in einer vorher definierten Reihenfolge abgefahren.
- Davon zu unterscheiden ist der Rufbus im sogenannten Richtungsbandbetrieb: Start- und Endpunkte bilden ebenfalls klasssische Haltestellen, allerdings müssen sich die Kunden vor Fahrtantritt für eine Fahrt anmelden. Erst die Anmeldungen der einzelnen Kunden bestimmen die Reihenfolge, in welcher der Rufbus das definierte Haltestellennetz abfährt. Hierdurch werden Effizienzsteigerungen im Hinblick auf die zurückgelegte Strecke möglich.
Automatisierte Vans und Sammeltaxen
Bei automatisierten Vans und Sammeltaxen unterscheidet man ebenfalls zwei Betriebsarten voneinander:
- Beim Anruf-Sammel-Taxi (im klassischen Sinne) werden Kunden im sogenannten Sektorbetrieb nach vorheriger Anmeldung von einer Haltestelle bis zum Zielort gefahren. Da in der Regel mehrere Personen gleichzeitig befördert und nach und nach abgesetzt werden, handelt es sich hierbei auch um Ridesharing. Der Betrieb kann grundsätzlich auch nach einem festgelegten Fahrplan erfolgen.
- Bei der Zubringer-Variante werden Kunden ebenfalls im Sektorbetrieb von zu Hause abgeholt und dem vorhandenen Haltestellennetz zugebracht. Auch hier ist eine Anmeldung erforderlich und es kann ein Fahrplanbetrieb erfolgen. Die Zubringer-Variante unterscheidet sich damit also lediglich in der Richtung der Beförderung vom Anruf-Sammel-Taxi, nämlich ausgehend von der Haustür bis zu einer festgelegten Haltestelle.
Automatisierte Einzeltaxen bzw. Robotaxis
Robotaxis entsprechen im Grunde einem klassischen Taxi – allerdings ohne eine Person, welche die Fahraufgabe ausführt. Sie verkehren im sogenannten Flächenbetrieb und befördern Kunden von Haustür zu Haustür, losgelöst von festen Haltepunkten. Dadurch ist kein Fahrplanbetrieb mehr möglich und eine individuelle Anmeldung ist zwingend erforderlich.
Durch die unterschiedlichen Angebotsformen der automatisierten Personenbeförderung ergeben sich für Nutzer*innen künftig eine Vielzahl an Auswahlmöglichkeiten. Je nach Bedarf können sie situativ eine Auswahl treffen, die in diesem Moment die beste Lösung für sie bietet. Ob es sich bei den jeweiligen Angeboten um eine Ergänzung oder eher Konkurrenz zu bestehenden Lösungen (wie z. B. dem ÖPNV) handelt, welche Anbieter sich durchsetzen werden und durch welche spezifischen Ausprägungen bzw. Gestaltungen sich die jeweiligen Angebotsformen im Detail voneinander abgrenzen ist noch ungewiss. Dennoch zeigt sich bereits heute, dass sich durch die Automatisierung die Art und Weise wie wir Mobilitätsdienstleistungen nutzen werden, in naher Zukunft erheblich wandeln wird. Bestehende Anbieter müssen sich frühzeitig mit dieser Thematik auseinandersetzen, um mittel- bis langfristig nicht von den neuen Lösungen ersetzt zu werden.
Quellen:
- BMVI. 2016. „Mobilitäts- und Angebotsstrategien in ländlichen Räumen. Planungsleitfaden für Handlungsmöglichkeiten von ÖPNV-Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen unter besonderer Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte flexibler Bedienungsformen“, Berlin. www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/mobilitaets-und-angebotsstrategien-in-laendlichen-raeumen-neu.pdf (abgerufen am 28.04.2021).
- Mörner, Moritz. 2018. „Sammelverkehr mit autonomen Fahrzeugen im ländlichen Raum.“ TU Darmstadt.
- Wolf-Eberl, S. et.al. 2011. „Ohne eigenes Auto mobil – Ein Handbuch für Planung, Errichtung und Betrieb von Mikro-ÖV Systemen im ländlichen Raum“, Blue Globe Manual Mobilität 10/2011. Wien. http://rdc.co.at/wp-content/uploads/2017/11/Mikro_ÖV_Handbuch_publiziert_2011.pdf (abgerufen am 28.04.2021).