hat Arne Holst (2022) im Rahmen seiner Doktorarbeit veröffentlicht.
Er sieht folgende notwendige Infrastrukturvoraussetzungen für die automatisierte Mobilität in Deutschland:
- eine Straßenqualität ausreichender Güte und Breite,
- eine flächendeckende Mobilfunkversorgung und
- eine flächendeckende Abbildung des Straßenumfelds in hochauflösendem Kartenmaterial.
Während der erste Punkt eine eher langfristige Herausforderung darstellt, weil die Infrastruktur sich nur langsam, aber dennoch fortwährend verändert und somit potenziell verbessert, steht die Mobilfunkversorgung derzeit im Fokus der aktuellen Wirtschaftspolitik – nicht nur des Landes NRW. Das Land NRW hat in diesem Zusammenhang den sogenannten Mobilfunkpakt geschlossen, der unter anderem eine vollständige Versorgung von Autobahnen, Landstraßen und Schienenwegen bis Ende 2024 in Aussicht stellt und die Mobilfunkbetreiber dazu auffordert, die Kreisstraßenversorgung zu verbessern. Zu diesem Zweck stellt das Land NRW auch Mittel bereit, um sogenannte Mobilfunkkoordinatoren zu beschäftigen, die den Mobilfunkausbau beschleunigen helfen sollen.
Der dritte Punkt stellt eine Herausforderung dar, da nach Holst (2022) derzeit weder einheitliche Formate existieren noch die Erfassung von relevanten Straßenabschnitten koordiniert wird.
In den folgenden beiden Tabellen (Holst, 2022) werden die Anforderungen an die Verkehrsinfrastruktur verdeutlicht.
(Quelle: Holst 2022, Kap. 10.1)
Es wird deutlich, dass die von Holst (2022) identifizierten Infrastrukturanforderungen eines automatisierten öffentlichen Personennahverkehrs deutlich höher sind als die Anforderungen eines automatisierten Individualverkehrs.
Gleichzeitig werden in beiden Fällen die Höchstgeschwindigkeiten, die bis 2025 und darüber hinaus antizipiert werden, deutlich unter den allgemein erlaubten Höchstgeschwindigkeiten auf außerörtlichen Straßen liegen. Damit würden die automatisiert fahrenden Fahrzeuge mit signifikant geringeren Geschwindigkeiten unterwegs sein, als die manuell gesteuerten Fahrzeuge. Das bedeutet, dass neben den infrastrukturellen Herausforderungen auch ein Akzeptanzproblem entstehen könnte, weil sich die automatisierten Fahrzeuge scheinbar viel zu langsam bewegen und als Verkehrshindernis wahrgenommen werden könnten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Weg zu automatisierter Mobilität im ländlichen Raum noch durch viele vorbereitende Maßnahmen geprägt sein wird, die keinen unmittelbar wahrnehmbaren Nutzen zu haben scheinen. Andererseits werden die Visionen und Vorteile von automatisierter Mobilität nicht ohne die entsprechenden Vorbereitungen Realität werden. Daher passt das Zitat von Perikles:
Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorherzusagen, sondern auf die Zukunft vorbereitet zu sein.
Perikles, führender Staatsmann Athens und der griechischen Antike im 5. Jahrhundert v. Chr.
Weitere Informationen zur den Voraussetzungen finden Sie in der Originalquelle:
Holst, A. (2022). Voraussetzung an die Infrastruktur für den Einsatz automatisierter Fahrzeuge im ländlichen Raum [Doktorarbeit, Technische Universität Berlin]. https://doi.org/10.14279/depositonce-15557