Ein neuer Schritt in der Entwicklung automatisierter Fahrzeuge und Systeme ist derzeit in der Stadt Hamburg zu beobachten. Hier wurde ein zukunftsorientiertes Projekt angestoßen, welches nachhaltige und effiziente Mobilitätswege im Rahmen eines „autonomen RidePooling-Systems“ ermöglichen soll.
Beim „RidePooling“ handelt es sich um eine optimierte Form des On-Demand-Verkehrs. Hierbei werden nicht nur einzelne Personen vom Start- zum Endpunkt gefahren, sondern Fahrgemeinschaften aus Kund*Innen gebildet, deren Routen durch ähnliche Fahrtziele unkompliziert zusammengelegt werden können. Dabei werden Parallelen zu einem ähnlichen System dem „RideSharing“ deutlich. Allerdings lassen sich hierzu zwei signifikante Unterschiede herausstellen:
Zum einen werden die Fahrgemeinschaften beim „RidePooling“ nicht von natürlichen Personen, sondern einem IT-Algorithmus, also mithilfe von künstlicher Intelligenz gebildet. Darüber hinaus wird das System von Anbietern immer in Verbindung mit einer App oder einem professionellen Fahrbetrieb angeboten. Bei „RideSharing“ Angeboten kann es sich um private Mitfahrgelegenheiten ohne professionellen oder kommerziellen Hintergrund handeln.[1]
Diese digitalen Aspekte sind allerdings noch kein Indiz für automatisierte Mobilität. Von „autonomem RidePooling“ ist die Rede, wenn die zur Verfügung stehenden Fahrzeuge eines Anbieters, welcher dieses System nutzt, mindestens der Automatisierungsstufe vier (vollautomatisiertes Fahren) entsprechen. Ein Ausbau eines solchen Systems würde vorrangig in urbanen Gebieten einige Vorteile mit sich bringen. Zum einen würde durch die Nutzung eines autonomen Fahrzeugs durch mehrere Personen ein höheres Maß an nachhaltiger Mobilität entstehen. Außerdem könnte die zielführendere Routenlegung Umwege vermeidbar machen und bietet somit ein großes Potenzial für Verkehrsentlastung und Verkehrssicherheit durch künstlich intelligente Navigation.
Es treten noch einige Kernfragen auf, welche in Zukunft erforscht werden müssen. Zunächst soll deutlich werden, wie die Interaktion zwischen Fahrzeug und Mensch ablaufen kann oder muss. Auch die Frage nach der Gepäcksicherheit der Insassen ist von hoher Relevanz.
Wie eine praktische Umsetzung dieser Vorstellungen aussehen könnte wird derzeit in Hamburg erforscht. Mit Europas größtem „RidePool“-Projekt haben sich namhafte Unternehmen der Automobil- und Technologiebranche zusammengeschlossen, um bis zum Jahr 2025 ein international skalierbares Pilotprojekt in der Hansestadt zu integrieren.[2] Zum Einsatz sollen autonome Kleinbusse kommen, von welchen auf der diesjährigen Internationalen Automobilausstellung (IAA) in München bereits ein Prototyp vorgestellt wurde. Wann genau eine Serienproduktion dieser Modelle an den Start geht, bleibt abzuwarten, geplant ist die Erprobung der Technologie derzeit mit fünf bereits existierenden Fahrzeugen.[3] In Hamburg werden zum jetzigen Zeitpunkt „RidePool“-Dienste angeboten, welche in Zukunft mit autonomen Flotten aufgerüstet werden sollen. Um den Finalisierungszeitpunkt im Jahr 2025 einhalten zu können, gilt es bestimmte Vorbereitungen vor allem infrastruktureller Natur zu treffen. Straßen müssen vermessen und teilweise neu kartographiert werden, um den Algorithmus, welcher die optimalen Routen für die zukünftigen Fahrgemeinschaften maschinell erstellen soll, vorbereiten zu können.
Es ist zu erwarten, dass mit dem autonomen RidePooling eine neue Mobilitätsform entsteht, mit der sich Personen wesentlich unkomplizierter und mit individuelleren Routen durch urbane Gebiete bewegen könnten. Ob und in welchem Maße dies praktisch umgesetzt wird, wird sich bis 2025 zeigen.
[1] https://www.clevershuttle.de/blog/was-ist-eigentlich-ridepooling
[2] VWN, MOIA und Argo AI: Zeitplan für autonomes Ridepooling in Hamburg | Elektroauto-News.net
[3] IAA Mobility: VW und Argo AI zeigen autonom fahrenden Prototypen | Automobilwoche